Der weitaus größte Teil des ägyptischen Territoriums besteht aus Wüste (ca. 95%). Kulturhistorisch am interessantesten ist die Libysche Wüste (in Ägypten auch „Westliche Wüste“ genannt), die sich im ägyptischen Teil vom Westufer des Nils bis hin zur Libyschen Grenze erstreckt. Sie gehört zu den trockensten Wüsten der Erde und beherbergt eine Reihe von Oasen, in denen sich bereits vor 10.000 Jahren die ersten Menschen niederließen. Diese abgelegenen, wasserreichen Orte dienten über Jahrhunderte hinweg als Handelsplatz der Karawanen für Vieh, Gewürze und Datteln. Auch heute noch werden die Traditionen gepflegt und das Leben scheint in den Oasen stehengeblieben.
Von Kairo aus öffnet sich, nach einer ca. 360 Kilometer langen Fahrt durch die Wüste in südwestliche Richtung, eine talartige Senke, in der die Oase Bahariya liegt. Zwischen Palmenhainen, Obstplantagen und Gemüsefeldern sind mehrere kleine Dörfer zu erkennen. Bahariya ist etwa 160 km² groß und in zwei Dutzend Siedlungen leben ca. 30.000 Menschen. Größter Ort ist Bawiti. Vom malerischen Hügelviertel des Dorfes blickt man auf Palmengärten, die von einer Quelle bewässert werden, aus der heißes Wasser sprudelt. Von der Spitze des Gebel el-Mi'ysrah hat man einen guten Blick auf Dörfer, Felder und die massiven Sanddünen, die einige ältere Siedlungen zu verschlingen drohen. Weltweite Bekanntheit erreichte die Oase Bahariya 1999 durch einen kostbaren Fund. Ein Wachmann entdeckte durch Zufall ein Grab aus griechisch-römischer Zeit. Dieses Grab enthielt zahlreiche vergoldete Mumien und weitere Ausgrabungen führten zur Entdeckung eines antiken Friedhofs. Sehenswert ist auch ein prächtig ausgemaltes Grab aus spätpharaonischer Zeit sowie der Alexandertempel.
Knapp 350 Kilometer von Luxor entfernt liegt Kharga, die Oase mit der längsten nachweisbaren Vergangenheit. Der gut erhaltene, von Perserkönig Dareius I. erbaute Ibistempel und die frühchristliche Nekropole El Bagawat mit ihren 263 Kuppelgräbern sind unübersehbare Zeugnisse dieser Vergangenheit. Einst war Kharga vorletzte Station auf der „Straße der Vierzig Tage“, der berüchtigten Handels- und auch Sklavenhandelsroute zwischen dem tropischen Süden und Nordafrika. In römischer Zeit wurde in der Senke ein umfangreiches Festungssystem samt Siedlungen angelegt, von denen einige noch erhalten sind. Kharga ist mit 60.000 Einwohnern Hauptstadt der ca. 150 Kilometer langen Oase. Südlich von Kharga liegen die Dörfer Bulaq und Nasser, wo bis zu 43 Grad heiße Thermalquellen sprudeln.
Rund 200 Kilometer weiter westlich der Oase Kharga liegt die Oase Dakhla. In altägyptischer Zeit galt Dakhla als die schönste aller Oasen, nicht zuletzt durch den noch heute faszinierenden rosa schimmernden Felsabbruch am nördlichen Horizont der Oase. 14 Ortschaften gehören zum Gebiet der Oase mit insgesamt ca. 70.000 Einwohnern. Die Hauptstadt ist Mut, benannt nach der ägyptischen Mutter-Göttin. Heiße Thermalquellen laden zum Bad in 40 Grad warmen, eisenhaltigen, rostroten Wasser ein. El Qasr liegt ca. 35 Kilometer von Mut entfernt und beeindruckt durch eine Altstadt, die aus einem einzigen Labyrinth enger Gassen besteht und unter Denkmalschutz steht. Weitere Sehenswürdigkeiten sind die römischen Gräber in Baschandi und Deir El-Hagar, ein Tempel, der ursprünglich der Triade von Theben (Amun, Mut und Khons) gewidmet war und später von den Römern neu errichtet wurde.
Knapp 300 Kilometer nördlich von Kharga liegt die Oase Farafra, die abgelegenste aller Oasen. Von hier aus (oder von der Oase Bahariya aus) starten die Allrad Ausflüge in das Gebiet der weltbekannten „Weißen Wüste“, ein unvergleichliches Naturkunstwerk, das durch jahrtausendelange Erosion und durch den Wüstenwind entstanden ist. Weiße Säulen und gigantische Pilze tauchen auf und man meint, Schneefelder zu erblicken. Bizarre Naturskulpturen, die der Wind aus dem weißen Kalkstein geformt hat, ragen fünf bis zehn Meter in die Höhe. Ein Naturspektakel, das weltweit Seinesgleichen sucht. Farafra selbst besteht aus einem einzigen kleinen Dorf und liegt in einer Senke, die an drei Seiten von einem bis zu 240 Meter hohen Steilabfall umgeben ist. Eine alte Festung ist zu sehen, die wieder daran erinnert, dass hier einer der wichtigsten Karawanenwege des Altertums vorbeiführte.
Unweit der Landesgrenze zu Libyen und ca. 560 Kilometer westlich von Kairo, befindet sich die Oase Siwa. Sie erstreckt sich über eine Länge von 80 Kilometer und eine Breite von 2-20 Kilometer und liegt als Depression im Durchschnitt 18 Meter unter dem Meeresspiegel. In der Oase wohnen ca. 25.000 Menschen, mehrheitlich Berber, die den Berberdialekt Siwi sprechen. Neben dem Hauptort Siwa sind, über die Oase verstreut, noch einige kleinere Dörfer anzufinden. Charakteristisch sind die riesigen Palmenhaine, die Siwa zu einem bedeutenden Dattelproduzenten machen und zusammen mit der Olivenernte die wichtigste Einkommensquelle ist. Archäologisch interessant und sehenswert sind der Amun Tempel mit dem Orakel, das bereits Alexander der Große befragt hatte, die Überreste der ehemaligen Stadtfestung Shali Ghadi sowie Gebel el Mawta (der „Totenberg“) mit seiner 2.000 Jahre alten römischen Nekropolis.